1. Neue Trends im Performance Marketing
Der größte Gamechanger? Künstliche Intelligenz – und kaum ein Kanal ist davon so stark betroffen wie die klassische Google-Suche. Was jahrelang ein Garant für Reichweite und Umsatz war, steht plötzlich auf wackeligen Beinen. Durch KI-generierte Suchergebnisse scrollen Nutzer nicht mehr wie gewohnt durch die SERPs – sie bleiben bei der direkt sichtbaren Antwort hängen und verlassen Google, um auf Drittseiten weiterzulesen. Die ehemals so dominanten drei „Sponsored“-Anzeigen am Anfang der Seite verlieren an Sichtbarkeit – mit direkten Konsequenzen für Advertiser.
Was bedeutet das für uns?
Wir predigen es unseren Kund:innen schon lange, aber jetzt ist es aktueller denn je: Offpage-Content wird zur Pflichtdisziplin. Sichtbarkeit entsteht nicht mehr nur durch SEA oder SEO auf der eigenen Website, sondern durch strategisch platzierten Content auf Vergleichsportalen, Newsseiten, Foren und anderen reichweitenstarken Plattformen.
Ein Beitrag auf ntv hat diesen Trend kürzlich aufgegriffen und sogar infrage gestellt, ob Google einen „Kodak-Moment“ erlebt – also die disruptive Wende verpasst. So weit würde ich (noch) nicht gehen – Google bleibt mit Formaten wie PMax ein starker Player – aber: Wir müssen umdenken. Strategien müssen angepasst, Budgets neu verteilt und Offpage-Maßnahmen deutlich stärker priorisiert werden.
2. TikTok – Die Kunden von morgen erreichen
Ein weiteres großes Thema auf der OMR: TikTok. Kaum eine Plattform ist in den letzten Jahren so stark gewachsen. Besonders die Gen Z verbringt hier inzwischen einen Großteil ihrer Online-Zeit – und das nicht nur zur Unterhaltung. TikTok hat sich längst als Suchmaschine und Produktinspirationsquelle etabliert. Wer also glaubt, dass sich Produktrecherche auf Google oder Amazon beschränkt, irrt.
Die Plattform beeinflusst Kaufentscheidungen maßgeblich – durch Creator, Produktreviews, Trends und Challenges. Marken, die hier nicht sichtbar sind, verlieren wertvolle Touchpoints mit der Zielgruppe von morgen.
TikTok ist schnell, kreativ, authentisch – und fordert damit neue Formate und Denkweisen. Wer mit klassischen Werbeformaten hier auftaucht, wird ignoriert. Erfolgreich ist, wer die Sprache der Plattform spricht und echte Relevanz für die Zielgruppe schafft.
Mein Fazit: Marken müssen TikTok nicht mehr „mal testen“, sondern strategisch verankern – in Media-Planung, Content-Produktion und Performance-Zielen. Wer heute schon präsent ist, sichert sich die Aufmerksamkeit von morgen.
3. Was sonst noch interessant war – Reddit
Ein eher unerwartetes, aber spannendes Highlight war der Vortrag von Jen Wong, der COO von Reddit. Die Plattform ist in Deutschland zwar noch ein Nischenplayer, aber das Konzept ist bemerkenswert – und das Potenzial groß.
Reddit versteht sich nicht als Social-Media-Plattform, sondern als Community-Plattform mit anonymen Nutzern, die sich in sogenannten Subreddits über spezifische Themen austauschen. Das sorgt für ehrliche, tiefgründige Diskussionen – oft mit starkem Produktbezug: 40 % der Inhalte drehen sich um Produkte oder Dienstleistungen, viele Nutzer suchen aktiv nach Bewertungen und Erfahrungen.
Für Werbetreibende bedeutet das: Reddit bietet Targeting tief im Funnel – Nutzer sind bereits in der Auseinandersetzung mit einem Thema, Produkt oder Problem. Mit interessen- und kontextbasiertem Advertising kann hier extrem effizient gearbeitet werden.
Spannend: Reddit wächst aktuell stark – 30 % YOY Community-Wachstum – und erreicht laut Jen Wong 3–6 % Nutzer, die auf keiner anderen Social-Media-Plattform aktiv sind. Eine „unique audience“, die anderswo kaum erreichbar ist.
Meine Einschätzung: In Deutschland (noch) kein Must-have, aber ein interessanter Kanal für internationale Kampagnen oder spezifische Themenbereiche, z. B. Tech, Gaming oder Family.
Fazit:
Die OMR 2025 hat einmal mehr gezeigt: Online-Marketing bleibt dynamisch – aber wir stehen an einem Wendepunkt. Wer sich auf KI-getriebene Veränderungen einstellt, relevante Plattformen wie TikTok ernst nimmt und neue Kanäle wie Reddit im Blick behält, ist gut aufgestellt für das, was kommt. Ich freue mich darauf, mit meinen Kund:innen und meinem Team genau hier weiterzudenken.